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Sachsen in der Weimarer Republik

Nach dem Ende des Königreichs gewannen Demokraten die Oberhand in Sachsen und eine Verfassung mit demokratischem Regierungssystem wurde verabschiedet. Die schlechte wirtschaftliche Lage führte jedoch zu politischen Flügelkämpfen und zum Aufstieg extremistischer Parteien. Gleichzeitig blühten in den 1920ern die Kunst und Kultur auf.

Erste freiheitliche Demokratie in Sachsen

Nach der Abdankung des Königs Friedrich Augusts III. im November 1918, wurde Sachsen demokratisch: Eine sozialistische Rätediktatur nach russischem Vorbild setzte sich nicht durch. 1920 wurde eine Verfassung mit demokratischem Regierungssystem verabschiedet. Zudem sicherte die Reichsverfassung von 1919 (»Weimarer Verfassung«) jedem sächsischen Bürger die Grund- und Bürgerrechte. Damit entfaltete sich auf sächsischem Boden zum ersten Mal eine freiheitliche Demokratie.

Wirtschaftliche Not und Hyperinflation

In Sachsen zeigten sich viele Merkmale und Entwicklungen der Weimarer Republik besonders deutlich, so auch die wirtschaftliche Not. Die Textilindustrie im Erzgebirge und in Südwestsachsen war einst Leitsektor, doch sie erlahmte nach dem Krieg, denn andere Länder produzierten günstiger. Außerdem wurden die Wirtschaftsbeziehungen empfindlich gestört, weil das Habsburgerreich zerfiel: Die Exportmärkte brachen weg. Zudem litt Sachsen insbesondere unter der Hyperinflation von 1923.

Politische Konflikte

Die Reichswehr auf dem Weg zum Landtagsgebäude zur Absetzung der SPD-KPD-Regierung, 1923  © Gemeinfrei; Quelle: Wikipedia

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten schlugen sich in der politischen Entwicklung nieder. Die Flügelkämpfe innerhalb der Linken waren besonders heftig, weil die linksradikalen Kräfte hohen Zulauf erhielten. Das galt besonders für das industriell geprägte Südwestsachsen. Entsprechend mächtig war die KPD. Der SPD-Politiker Erich Zeigner beteiligte 1923 die KPD sogar an der Regierung. Als »Proletarische Hundertschaften« Bauern, Industrielle und Geistliche überfielen, intervenierte die Reichsregierung mit Truppen der Reichswehr. Die Regierung wurde abgesetzt und durch eine reine SPD-Regierung ersetzt.

Wirtschaftliche Erfolge

Gleichwohl gab es wirtschaftliche Erfolgsgeschichten. Mit Leipzig hatte Sachsen an der Internationalisierung des Handels großen Anteil. Das Leipziger Messeamt war in über 90 Ländern vertreten, und es wickelte 15 Prozent des deutschen Warenvolumens ab.

Goldene Zwanziger

Kulturell und geistig knüpfte die Weimarer Zeit an die glanzvollen Vorgängerepochen von Königreich und Kurfürstentum an. Mit Medien wie Rundfunk, Tonfilm und Massenpresse wurde die Reichweite des kulturellen Lebens gesteigert. In den neuen Filmtheatern schauten die Menschen erste Blockbuster, in den Varietés und Kabaretts bot sich gehobene Unterhaltung. In den Tanzveranstaltungen in Vereinen, auf dem Volksfest, in Gasthöfen und Ballhäusern fand man Zerstreuung. Der Jazz kam nach Sachsen.

Blühende Kunst und Kultur

Internationale Hygiene Ausstellung 1911: Geburtsstunde des Hygienemuseums in Dresden  © Gemeinfrei; Quelle: Wikipedia

Auch die Kunst blühte: Otto Dix wirkte an der Dresdner Kunstakademie in Dresden, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter machten das Leipziger Gewandhausorchester zu einem Fixstern des deutschen Konzerthimmels. Gute Theaterbühnen gab es nicht nur in Dresden und Leipzig, sondern auch in den sächsischen Mittelstädten, etwa in Zwickau, Zittau oder Bautzen. Das Neue Grassimuseum in Leipzig und das Hygienemuseum in Dresden waren zwei weitere Prunkstücke der ohnehin reichen Museenlandschaft. Außerdem eröffnete 1928 das Karl-May-Museum in Radebeul. Zur Weltspitze zählten auch die Universitäten. Werner Heisenberg, der ab 1927 in Leipzig lehrte, erhielt 1932 den Nobelpreis für Physik.

1929 und die Folgen

Doch 1929 wurde zur Zäsur – auch für Sachsen: Durch Wirtschaftskrise und Sparpolitik nahm die Arbeitslosigkeit deutlich zu. 1932 waren 700.000 Menschen in Sachsen arbeitslos. Extremistische Parteien erhielten Zulauf, die Demokraten verloren Rückhalt. Die politische Auseinandersetzung war nicht nur scharf im Ton, sondern zuweilen gewaltvoll. Im März 1933 übernahmen auch in Sachsen die Nationalsozialisten die Macht. Damit war die Zeit der ersten freiheitlichen Verfassung Sachsens vorbei. Erst 57 Jahre später konnten die Sachsen an diese Epoche politischer Freiheit anknüpfen.

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

  • Groß, Reiner (2012), Geschichte Sachsens, 4., erweiterte und aktualisierte Auflage, Leipzig: Edition.
  • Kroll, Frank-Lothar (2022), Geschichte Sachsens, 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage, München: Verlag C.H.Beck.
  • Szejnmann, Claus-Christian W. (2000), Vom Traum zum Alptraum: Sachsen in der Weimarer Republik, Leipzig/Dresden: Kiepenheuer.
  • Wunnicke, Christoph (2021), Kleine Geschichte der Demokratie in Sachsen: Vom Gottesgnadentum zum Grundgesetz, Bonn: Sonderausgabe für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung.
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