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Sachsen in der DDR

Die DDR-Diktatur führte zu Verdrängung von Andersdenkenden und zur Zwangsvereinigung der KPD mit der SPD zur SED. Die Wirtschaft wurde sowjetischen Vorstellungen entsprechend umstrukturiert und viele Industrie- und Handwerksbetriebe durch Volkseigene Betriebe ersetzt. Gegner wurden verhaftet und bespitzelt. Der Aufstand vom 17. Juni 1953 wurde niedergeschlagen. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit führte in den 1980er Jahren zu zunehmendem Widerstand und zur Revolution. Die Maueröffnung am 9. November 1989 führte zur Auflösung der Bezirke und zur Gründung des Landes Sachsen.

DDR-Diktatur

Andersdenkende Minister, Politiker und Verwaltungsbeamte wurden aus ihren Ämtern gedrängt. Viele von ihnen flohen in den Westen. 1946 wurde auf Anordnung der Sowjetunion die KPD mit der SPD zur SED zwangsvereinigt, was die Etablierung der DDR-Diktatur in den folgenden Jahren vorantrieb. Schließlich wurde Sachsen im Jahr 1952 erneut aufgelöst und durch drei Bezirke – Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) – ersetzt.

Umgestaltung der Wirtschaft

Die Wirtschaft Sachsens wurde nach sowjetischen Vorstellungen umstrukturiert. Im Herbst 1945 wurden größere Bauern ohne Entschädigung enteignet, und bis Ende 1960 wurden Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) gegründet. Diese wurden verordnet, um die Bauern zusammenzuschließen, während die SED Großbetriebe zerschlug. Die Auto Union AG und namhafte Verlage wie Brockhaus, Insel und Reclam übersiedelten in den Westen. Die Volkseigenen Betriebe (VEBs) ersetzten bis 1972 viele kleine private Industrie- und Handwerksbetriebe, um eine staatliche Zentralverwaltungswirtschaft zu etablieren. Die Industriepolitik der DDR veränderte die Eigentumsverhältnisse gründlich und zog die Umwelt in Mitleidenschaft. Tagebaue wurden erweitert, Dörfer mussten weichen und in Dresden wurden neue Industrien wie Mikroelektronik und Flugzeugbau angesiedelt.

Widerstand und Bespitzelung

Die Einführung vieler Maßnahmen stieß auf vehementen Widerstand. Schon bei der Bodenreform im Jahr 1945 kam es zu Protesten. Der Höhepunkt des Widerstands wurde jedoch am 17. Juni 1953 erreicht, als die Menschen in Leipzig, Dresden, Görlitz und Niesky gegen neue Arbeitsnormen aufbegehrten. Sie forderten den Sturz der Regierung und das Ende der kommunistischen Diktatur, die Freilassung von politischen Gefangenen sowie die Möglichkeit freier Wahlen. Jedoch wurde der Volksaufstand von der sowjetischen Armee und der Kasernierten Volkspolizei niedergeschlagen.

In der Diktatur wurden Gegner kompromisslos verhaftet und weggesperrt, während das Ministerium für Staatssicherheit weite Teile der Bevölkerung bespitzelte – auch dank zahlreicher Informeller Mitarbeiter. Trotz Mauerbau und Grenzstreifen flohen bis 1989 viele Sachsen. Die DDR zeigte jedoch durch ihre stalinistische Architektur, wie zum Beispiel am Altmarkt in Dresden oder den Ringbauten am Rossplatz in Leipzig, ihr unbeirrtes Selbstbewusstsein, welches das Stadtbild bis heute prägt.

Krise und Revolution

Photo aus der Vogelperspektive einer Demonstration von vielen tausend Menschen auf dem Leipziger Karl-Marx-Platz.
Montagsdemonstration am 16. Oktober 1989 in Leipzig  © Bundesarchiv / Friedrich Gahlbeck / CC-BY-SA 3.0

In den 1980er Jahren verstärkte sich die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, was zu einem zunehmenden Widerstand führte, insbesondere unter Intellektuellen, Künstlern und innerhalb der Kirche. Der Aufstand in anderen Ländern, insbesondere die Solidarność-Bewegung in Polen, ermutigte die Menschen weiter. Am 7. Mai 1989 wurden Kommunalwahlen abgehalten, die von vielen boykottiert und offensichtlich manipuliert wurden. Das führte zu regelmäßigen Friedensgebeten und den »Montagsdemonstrationen«, die am 7. Oktober 1989 in Plauen begannen und sich schnell in anderen Kirchbezirken und Regionen verbreiteten.

Im Oktober 1989 fanden aufgrund der immer größer werdenden Demonstrationen Gespräche zwischen Bürgermeistern und Kirchenvertretern statt. Überall entstanden basisdemokratische Gruppen, die an Runden Tischen mit SED-Eliten verhandelten. Am 9. November öffnete sich die Mauer. Bereits am 15. Dezember 1989 war die Auflösung der Bezirke und die Neugründung des Landes Sachsen ein wichtiger Verhandlungspunkt am Runden Tisch in Dresden. Im März 1990 fanden freie Wahlen zur Volkskammer statt und im Mai wurden Kommunalwahlen abgehalten. Sachsen erhielt erneut die Chance, eine freiheitlich-demokratische Verfassung zu schaffen.

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

  • Kroll, Frank-Lothar (2022), Geschichte Sachsens, 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage, München: Verlag C.H.Beck.
  • Groß, Reiner (2012), Geschichte Sachsens, 4., erweiterte und aktualisierte Auflage, Leipzig: Edition.
  • Heitmann, Clemens, Schubert, Thomas (2013), Der 17. Juni 1953 in Sachsen. Ursachen, Ereignis, Wirkung und Rezeption, Berlin: Sonderausgabe für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung.

 

 

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