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Sachsen im Nationalsozialismus

Die Nationalsozialisten festigten ihre Herrschaft durch Gleichschaltung, Terror und Verfolgung. Sachsen wurde ein Zentrum der Rüstungsproduktion. Während des Zweiten Weltkriegs führten Bombenangriffe der Alliierten zur Zerstörung von Städten wie Dresden und Chemnitz. Gegen die Nationalsozialisten gab es auch Widerstand, wie Carl Friedrich Goerdelers Beteiligung am Attentat auf Hitler zeigt.

Gleichschaltung

Nach der Ergreifung der Macht festigten die Nationalsozialisten ihre Herrschaft mit scharfen Mitteln. Noch im März 1933 schalteten sie die Länder gleich: Damit konnten die Landesverfassungen ausgehebelt werden. 1934 wurde das Land Sachsen abgeschafft und zur reinen Verwaltungseinheit herabgestuft.

Machtentfaltung und Terror

KZ Sachsenburg heute  © Panther Media GmbH / Alamy Stock Foto

Sachsen wurde geführt von Reichsstatthalter bzw. »Gauleiter« Martin Mutschmann. Er zählte in der Weimarer Republik zum engeren Kreis um Hitler und war ein besonders fanatischer Nationalsozialist, äußerst antisemitisch und kompromisslos. Politisch Andersdenkende wurden verfolgt: SPD und KPD wurden im Juni 1933 verboten, ebenso zahlreiche Vereine. Es wurden Internierungslager eingerichtet, in denen Menschen terrorisiert, gequält und gemordet wurde: auf Sachsenburg bei Frankenberg, auf Schloss Colditz und auf der Jugendburg Hohenstein.

Judenverfolgung

Juden wurden auch in Sachsen verfolgt. Victor Klemperer analysierte die nationalsozialistische Sprache und war er ein präziser Beobachter der bedrückenden Ereignisse seiner Zeit: Seine Tagebücher sind Zeugnisse der eigenen Verfolgung und seinem Leben in Dresdner »Judenhäusern«. Klemperer überlebte zwar, doch viele andere verloren ihr Leben: im Ghetto in Riga oder in Vernichtungslagern wie Theresienstadt und Auschwitz.

Auswirkungen auf das kulturelle und geistige Leben

Die vormals geistige und kulturelle Größe Sachsens wandelte sich: Es gab weder künstlerische noch wissenschaftliche Vielfalt. Das Geistesleben, die Museen, Schulen, Kultureinrichtungen wurden ideologisch gleichgeschaltet. Wie im gesamten Deutschland geschah auch in Sachsen am 9. November 1938 mit der Reichspogromnacht ein Exzess antisemitischer Umtriebe. Der Nationalsozialismus verdankte seinen Erfolg nicht nur der Einschüchterung, sondern augenscheinlichen wirtschaftlichen Erfolgen. Vor allen die Arbeitslosenzahlen sanken.

Industrie und Zwangsarbeit

Die sächsische Industrie exportierte kräftig: Fast ein Viertel der Reichsexporte kamen aus Sachsen.
Da Sachsen über eine leistungsfähige Industrie verfügte, wurde es auch Zentrum der Rüstungsproduktion. Es lieferte Flugzeuge, Panzerplatten, Kraftfahrzeuge und Motorräder. Dabei waren 1944 ca. 20 Prozent aller Beschäftigten Zwangsarbeiter. Das waren vor allem Kriegsgefangene aus West-, Südost- und Osteuropa. Untergebracht wurden sie in Lagern, in denen sie oft den Tod fanden: schlecht ernährt, von Krankheiten geplagt und unmenschlich behandelt.

Zusammenbruch und Widerstand

Zerstörtes Dresden, 1945 nach dem alliierten Bombenangriff vom Rathaus nach Süden an der Statue der Güte aus dem Jahr 1910  © Deutsche Fotothek‎; Quelle: Wikipedia

Vor dem Bombenkrieg der Alliierten galt Sachsen lange Zeit als sicher und nahm daher viele Flüchtlinge aus Westdeutschland auf. Auch verlagerte die Reichsregierung ihre Rüstungsproduktion zunehmend nach Sachsen. Jedoch wurde am 4. Dezember 1943 Leipzig angegriffen. 35.000 Menschen starben beim Angriff auf Dresden am 13. Februar 1945. Am 5. März 1945 wurde die Chemnitzer Innenstadt bombardiert und zerstört. Sachsen brach zum Ende des Krieges im Mai 1945 vollständig zusammen. Der größte Landesteil wurde durch die Rote Armee besetzt.

Widerstand gegen die Nationalsozialisten

Carl Friedrich Goerdeler (1925)  © CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikipedia

Auch in Sachsen regte sich Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Viele Widerständler endeten in Internierungslagern. Der frühere Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler war beim Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler eine der zentralen Personen. Im Falle eines erfolgreichen Staatsstreiches sollte Goerdeler Reichskanzler werden. Das Attentat scheiterte – und Goerdeler bezahlte seine Mitwirkung mit dem Tod: Ein Vierteljahr vor Kriegsende, am 2. Februar 1945, wurde er in Berlin-Plötzensee gehängt.

Ich liebe mein Vaterland mit Inbrunst, aber gerade deshalb empfinde ich die ganze Schmach seiner Entehrung, wie sie noch nie einem Volk durch eigene Bürger angetan worden ist.

(Carl Friedrich Goerdeler 1945, zit. nach Goerdeler-Stiftung und Goerdeler-Denkmal)

Weiterführende Informationen

Literaturhinweise

  • Klemperer, Victor (2015), Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten: Tagebücher 1933-1945, 2 Bände, Berlin: Aufbau-Verlag.
  • Kroll, Frank-Lothar (2022), Geschichte Sachsens, 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage, München: Verlag C.H.Beck.
  • Groß, Reiner (2012), Geschichte Sachsens, 4., erweiterte und aktualisierte Auflage, Leipzig: Edition.
  • Vollnhals, Clemens (Hrsg.) (2002), Sachsen in der NS-Zeit, Leipzig: Kiepenheuer.
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